Drei Absolventinnen des Studiengangs Angewandte Gesundheitswissenschaften am IMC Krems stellen mit ihrem Buch „Biografiebasiertes Sturzpräventionstraining für Menschen mit kognitiven Funktionseinschränkungen“ ein fundiertes, praxisnahes und ganzheitliches Therapiekonzept vor: für eine personzentrierte Arbeit in der Ergo- und Physiotherapie.
Story
Sturzprävention neu gedacht

Was als Praxisprojekt im Studiengang Angewandte Gesundheitswissenschaften begann, entwickelte sich zu einer Publikation im Bereich der geriatrischen Therapie. Andrea Stöckl, Bettina Wallmüller und Barbara Sendlhofer bündeln darin ihre Erfahrung, wissenschaftliches Know-how und persönliche Motivation – und begegnen den Herausforderungen in der Arbeit mit älteren Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen auf neue Weise.
Im Zentrum steht ein biografiebasierter Ansatz zur Sturzprävention, der medizinisch-therapeutische Methoden mit Kommunikation, Beziehung und individueller Lebensgeschichte als gleichwertige Therapieelemente verbindet.
Ganzheitlicher Zugang mit wissenschaftlicher Basis
Das Konzept basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Modellen, insbesondere dem Rehabilitationsrahmenwerk von J. D. Ries (2022), der Validation nach Naomi Feil und dem psychobiografischen Modell nach Böhm. Sie zeigen auf, wie Biografie nicht nur in der Pflege, sondern auch therapeutisch Orientierung, Motivation und Sicherheit geben kann.
Das Buch beschreibt praxisnah, wie sich diese Ansätze im Alltag umsetzen lassen – von strukturierter Befunderhebung über ICF-basierte Zielsetzungen bis hin zu Trainingssitzungen mit Fokus auf Gleichgewichts- und Krafttraining, biografisch angepasst an die Lebensrealität der Patient*innen.
Ein Praxisbuch mit Herz und Verstand
Fallbeispiele aus der eigenen Berufserfahrung zeigen die Anwendung in Rehabilitation, Langzeitpflege oder Palliativbetreuung. Besonders persönlich ist ein Kapitel, das Andrea Stöckl ihrem Vater widmet, den sie während der Buchentstehung begleitete.
Das Werk enthält zudem konkrete Übungen, einen Bewegungsbiografie-Erhebungsbogen zum Download sowie ein Kapitel zum Outdoortraining mit bewegungsfördernden Ansätzen im Freien.
Von der Studienidee zum Fachbuch
Die Idee entstand im ersten Semester des Studiums. Die drei Autorinnen fanden in ihrem gemeinsamen Thema – trotz unterschiedlicher beruflicher Hintergründe – eine starke Verbindung. Aus dem ursprünglichen Leitfaden entwickelte sich ein strukturiertes Manuskript, das schließlich vom Springer-Verlag im Herbst 2024 veröffentlicht wurde. Die Zusammenarbeit erfolgte fast ausschließlich online – parallel zur Masterarbeit, was hohes Engagement erforderte.
Relevanz für viele Berufsgruppen
Primär für Ergo- und Physiotherapeut*innen gedacht, bietet das Buch auch anderen Berufsgruppen, die mit älteren Menschen arbeiten, wertvolle Impulse. Kommunikationstechniken, Beziehungsarbeit und biografische Orientierung lassen sich breit einsetzen – etwa in Pflege, Aktivierung oder sozialer Betreuung.
Dr. Marina Kojer, Pionierin der palliativen Geriatrie, hebt im Geleitwort die zentrale Rolle der Kommunikation für gelingende Therapie hervor.
Ausblick
Auch wenn derzeit keine weitere Publikation geplant ist, bleiben Demenz, Sturzprävention und Beziehungsgestaltung zentrale Themen der beruflichen Praxis der Autorinnen. Andrea Stöckl ist als Validationsexpertin für die Pflegeeinrichtungen des Wiener Gesundheitsverbunds tätig, Bettina Wallmüller befasst sich in ihrem Arbeitsbereich mit der Anpassung des bestehenden Therapieprogramms für Menschen mit postinfektiösen Syndromen und Barbara Sendlhofer engagiert sich verstärkt in der Rettungsdienstausbildung.
Buchdetails:
Biografiebasiertes Sturzpräventionstraining für Menschen mit kognitiven Funktionseinschränkungen
Andrea Stöckl, Bettina Wallmüller, Barbara Sendlhofer
Springer Verlag, 2024