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IMC Studie: Zwei von drei Angestellten nutzen KI ohne Wissen des Arbeitgebers

Firmen können längst nicht mehr sicher sein, welche Arbeitsergebnisse von einer KI oder tatsächlich von ihren Mitarbeiter*innen stammen. 274 Büroangestellte haben an einer KI-Studie der IMC Krems teilgenommen. Dabei hat sich gezeigt, dass 65% der Teilnehmer*innen KI ohne Wissen ihres Arbeitgebers verwenden.
Das klingt zunächst nicht dramatisch. Die weiteren Ergebnisse der Studie von Michael Bartz und Maximilian Sterkl weisen jedoch auf erhebliche Risiken für Unternehmen hin. Denn 50% der Teilnehmer*innen geben an, Ergebnisse der KI inhaltlich nicht oder nicht immer zu prüfen. D.h., es geraten im Unternehmen Arbeitsergebnisse in Umlauf, die zuvor nicht auf Richtigkeit validiert wurden.
Nicht so hoch ist der Anteil der Arbeitnehmer*innen, die vertrauliche Daten auf eine öffentliche KI-Plattform, wie z.B. ChatGPT hochladen. Hier lag die Dunkelziffer bei 34%.
Man könnte annehmen, dass eine entsprechende Unternehmens-Policy hilft, derartige Praktiken abzustellen oder einzudämmen. Die Studie zeigte allerdings, dass es mit einer Policy allein nicht getan ist. Rund 50% der Teilnehmer*innen gaben jedoch an, eine entsprechende Unternehmensrichtlinie einfach zu ignorieren. D.h., Unternehmen müssen wesentlich größere Anstrengungen unternehmen, um die KI-Nutzung in geordnete Bahnen zu lenken.
Derartige Anstrengungen lohnen sich. Dabei geht es nicht nur um die Verhinderung von Fehlverhalten. Viel wichtiger ist: KI-Nutzung steigert die Produktivität der Mitarbeiter*innen am Arbeitsplatz. Wie hoch diese Produktivitätssteigerung ausfallen kann, untersucht eine derzeit laufende Studie des IMC Krems. Beteiligte Wissenschaftler*innen sind Doris Berger-Grabner, Denise Kleiss, Ruben Ruiz Torrubiano sowie Michael Bartz. Industriepartner ist das niederösterreichische IT-Unternehmen MBIT. Gefördert wird das dreijährige Forschungsprojekt vom Land Niederösterreich.
Der Fokus der Studie liegt auf österreichischen KMU. Interessierte Unternehmen können bei der Studie direkt mitwirken und erhalten auf diesem Weg niederschwellige Unterstützung für den Ausbau oder Aufbau von KI-Nutzung am Arbeitsplatz.
Unterstützt und begleitet wird das Forschungsprojekt von einem Expertenrat aus Wirtschaft und Industrie.
Statements des Expertenrates zu den Ergebnissen der Studie bzw. möglichen Strategien zum Umgang mit KI in KMU:
„Nach der Schatten-IT kommt die Schatten-KI. Wenn du von deinen Mitarbeiter*innen Leistung erwartest, dann musst du ihnen auch die passenden Werkzeuge in die Hand geben oder sie besorgen sich diese selbst. Und dazu gehört heute in vielen Fällen auch KI. Das Managen von KI ist eine Führungsaufgabe.“
Michael Schützenhofer
Digitalstratege & Humanist
STRATEGIEdesign
„Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist kein Zukunftsthema mehr – für KMU´s ist er entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir als Wirtschaftskammer NÖ bieten maßgeschneiderte und unbürokratische Beratungsförderungen von externen KI Experten an.“
Helmut Kahrer
TIP - Technologie und InnovationsPartner (WKNÖ)
„KI ist kein Werkzeug – sie ist die neue Infrastruktur unserer Arbeitswelt. Wie Strom. Ohne sie wird kein Unternehmen mehr auskommen. Die Studien zeigen: Mitarbeitende nutzen KI längst – oft ohne Kontrolle, oft ohne Verständnis. Unternehmer*innen und Führungskräfte müssen jetzt Verantwortung übernehmen und begreifen: Es braucht klare Rahmenbedingungen, Bewusstsein und ein neues Denken. Denn wer KI nur technisch denkt, hat sie nicht verstanden.“
Nahed Hatahet
Digital und AI Transformationsexperte, Keynote-Speaker, Berater, Trainer und Mentor
„Innovation gibt es seit der Mensch arbeitet und wirtschaftet. So wie das Rad, der Buchdruck oder die Elektrifizierung ist die KI eine Technologie, die Wirtschaft und Gesellschaft stark verändert. Für KMU ist die Verwendung dieser KI – Werkzeuge wichtig, um weiterhin erfolgreich zu bleiben. Ecoplus und das Haus der Digitalisierung unterstützen Betriebe beim Einsatz von KI – Anwendungen und bei Innovation.“
Peter Brandstetter
Projektleiter
Haus der Digitalisierung / ecoplus. Die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich
„KI darf niemals Selbstzweck sein – sie muss den Menschen stärken: Laut einer MIT-Sloan-Studie steigert generative KI die Leistung hochqualifizierter Mitarbeiter*innen um bis zu 40 Prozent.
Wer seine Beschäftigten jetzt befähigt, führt sein Unternehmen an die Spitze der KI-Revolution.“
Thomas Draxler
Founder & CEO
changemy.ai FlexCo
"Die Nutzung von KI am Arbeitsplatz eröffnet ungeahnte Möglichkeiten zur Steigerung der Effizienz und Innovation. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter dazu befähigen, KI verantwortungsvoll und kreativ einzusetzen, können nicht nur ihre Produktivität erheblich steigern, sondern auch neue Wege der Zusammenarbeit und Problemlösung erschließen."
Michael Ginner
Director Advisory „Intelligent Automation“
KPMG Austria
„Viele KMU, insbesondere Kleinstunternehmen, unterschätzen die Dynamik, mit der KI den Arbeitsalltag verändert. Wer aktuell keine unternehmensweite Strategie hat, riskiert, dass informelle KI-Nutzung Prozesse unterwandert, statt verbessert. Das bedeutet nicht Verbote von KI, sondern Orientierung, Begleitung und Weiterbildung. Nur so wird aus Initiativen einzelner Mitarbeiter*innen – gesamthaft im Unternehmen - ein echter Wettbewerbsvorteil.“
Peter Voithofer
Wirtschaftsforscher
Institut für Österreichs Wirtschaft